Friday, 23 December 2011

Weihnachten in Nordirland - Boxing Day


Der Tag, der dem 25.12., also dem „Christmas“ Tag folgt, ist der Boxing Day.

Eine denkbar merkwürdige Bezeichnung für einen Weihnachtstag. Der Tag hat nichts mit dem Sport „Boxen“ zu tun. Es handelt sich nicht etwa um einen Brauch, dass man um Geschenke boxen müsste (wie man vielleicht ja auch denken könnte). Nein die Bezeichnung rührt von Box im Sinne von „Karton“ oder „Kiste“ her.

 
Ursprünglich waren die Weihnachtskisten aus Holz oder Ton angefertigt und man sammelte Geschenke, die darin aufbewahrt wurden. Die sogenannte „Alms Box“ war eine typische „Christmas Box“. Sie wurde am Weihnachtstag (25.12.) in der Kirche aufgestellt, damit die Kirchgänger ihre Geschenke – auch Geld - hineintun konnten. Am 26.12. wurden die Kisten dann geöffnet, um den Inhalt an die Armen zu verteilen.

Große Segelschiffe, die im Mittelalter z.B. auf Entdeckungsreise gingen, nahmen eine Weihnachtskiste als Glücksbringer mit an Bord. Die Kiste, die mit Geld gefüllt war, wurde vor der Reise versiegelt. War die Reise erfolgreich und hatte man das Geld nicht gebraucht, wurde die Kiste einem Priester gegeben. Dieser verwahrte die versiegelte Kiste bei sich bis Weihnachten auf, wo sie dann geöffnet wurde, um das Geld an die Armen zu verteilen.

Ferner heißt es, dass der Tag auch deshalb so heißt, weil Handwerker an diesem Tag ihr Geschenk, welches sie für ihre geleistete gute Arbeit erhielten, bei den Auftraggebern abholten.

In der Republik Irland heißt der „Boxing Day“ „St. Stephen’s Day“, der wiederum für seine „Wren Boys“ bekannt ist. St. Stephens wurde wegen seines Glaubens an Jesus Christus zu Tode gesteinigt. Die Wren Boys machten das Gleiche mit Zaunkönigen (Wren = Zaunkönig). Sie zogen mit schwarzgefärbten Gesichtern und den erlegten Vögeln durch die Gemeinden, um an den Haustüren anklopfend nach Geld zu fragen.

Angeblich bringt es Unglück, einen Zaunkönig außer am 26.12. zu töten.
Zum Glück werden die kleinen Vögelchen heute nicht mehr mit Steinen gejagt und getötet. Der Brauch, als „Zaunkönig-Jungs“ von Haus zu Haus zu ziehen und dafür Geld und Süßigkeiten zu bekommen, ist in der Republik Irland aber immer noch gegenwärtig.

Heute hat dieser Tag leider nichts mehr mit seiner ursprünglichen Bedeutung gemeinsam. Es ist der Tag im Jahr, an dem die Weihnachtsgeschenke umgetauscht werden. In den Geschäften und Läden herrscht Hochbetrieb. Auch deshalb, weil alles, was vor Weihnachten gekauft wurde, jetzt drastisch reduziert ist. „Boxing Day Sale“ kennt heute jeder, aber wer weiß noch um die ursprüngliche Bedeutung dieses Tages?!


Siehe auch Weihnachten in Nordirland, 1. Teil: 
http://carmen-bauer.blogspot.co.uk/2011/12/weihnachten-in-nordirland.html

3 comments:

  1. Ich habe letztes Jahr gelernt, dass der Stephanstag in Schweden mit einem Reitfest gefeiert wird. Die Pferde, die vom vielen Stehen im Stall über die Weihnachtszeit "närrisch" werden könnten, bekommen die Gelegenheit zu einem (recht wilden) Ausritt. Was das mit dem Märtyrer zu tun hat, ist mir nicht so klar, aber vielen Schweden wohl auch nicht, denn der Brauch stirbt aus...

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  2. Ich dachte, es hat mit den Geschenkschachteln zu tun, die man zum Umtausch in den Laden zurückbringt. Aber natürlich ist das Wort schon lange vor diesem neuen Brauch entstanden.

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