Thursday 25 June 2015

Bäume Irlands - Holunder



 
Der Holunder (Sambucus) ist eine in Europa weit verbreitete Pflanze, die sich ziemlich rasch und einfach vermehrt und die sehr oft in der Nähe von Häusern zu finden ist. Innerhalb weniger Jahre kann der Holunder bis zu 10 Meter hoch werden. Von Mai bis Ende Juni entfaltet er seine zarten Blüten-Dolden, die weithin duften und vielfach in der Küche Verwendung finden. Später im Jahr, im Herbst, erscheinen dann die dunklen Beeren, die in der Naturheilkunde Anwendung finden.

Hollunder gehört mit zu den ältesten Bäumen Irlands und gilt als eine der mächtigsten Schutzpflanzen überhaupt. Über Jahrhunderte hinweg gehörte er zu jedem Haus & Hof. Man pflanzte ihn, um gute Hausgeister anzulocken und zum Schutz gegen alles Böse (so z.B. Blitzeinschlag). Viele Mythen – sowohl keltische wie auch christliche - ranken sich auch heute noch um ihn.
In vielerlei Hinsicht begegnete man nicht nur in Irland dem Holunder mit großem Respekt:
Aufgrund seiner großen Heilkräfte, galt er als eine Art Universalheilmittel, mit dem man Mensch und Tier heilen konnte.
Wer einen Holunderbaum fällte, der starb, weil der Baum auch negative Energien freisetzen kann.
Wer unter ihm einschlief, wurde von den bösen Geistern ins Reich der Feen verschleppt, was schreckliche Alpträume zur Folge hatte.
Er galt auch als Baum der Ahnen und als Pforte in die Anderswelt.
Im irischen Volksglauben soll das Holz des Holunders angeblich verflucht sein und sollte nicht verwendet werden, um z.B. Boote oder Säuglingswiegen zu machen.



Andererseits ist der Holunder eine Pflanze, die uns Menschen im täglichen Leben reichlich beschenkt. Was viele von uns möglicherweise gar nicht wissen - Holunder wird im Essen & Trinken verwendet und auch als sehr vielseitige Medizin.
(Für mehr Informationen über den Holunder in Deutsch siehe: http://www.kraeuter-verzeichnis.de/kraeuter/holunder-neu.htm )

In der irischen Folklore gilt der Holunder als mächtige Schutzpflanze, die das Leben von Mensch & Tier schützt und segnet. Er symbolisiert Lebensenergie und die Fähigkeit, alles Böse abzuwehren (z.B. böse Geister, und bösen Zauber rückgängig zu machen). Holunderzweige wurden in Hauseingängen und Kuhställen aufgehängt, ja sogar in Gräbern beigelegt, als Schutz gegen das Böse. Laut Volksglauben können durch Streuung der Blätter und Beeren des Holunders in alle 4 Himmelsrichtungen sowohl Personen und persönliche Habseligkeiten als auch Orte gesegnet werden. Er soll gute Geister anziehen und sowohl Diebe und Hexen als auch Schlangen vertreiben. Letztere gibt auf der gesamten Insel Irland jedoch nicht mehr, da sie von St. Patrick mit einem Stock aus Holunderholz einst vertrieben wurden.

Im Ogham, dem alten keltischen Alphabet, ist der Holunder übrigens dem Buchstaben R zugeordnet, und steht symbolisch für Übergang, Evolution und Fortdauer. Er regiert über den 13. Mond im Ogham Kalender, also am Ende des alten Jahres und zu Beginn des neuen Samhain. Er stellt von daher eine alte weise Energie am Ende des Jahres-Zyklus dar, dessen Bedeutung es ist, den Beginn in jedem Ende und das Ende in jedem Anfang zu ehren.

Saturday 20 June 2015

Nordirland für Anfänger



Letztens habe ich irgendwo gelesen, dass die Insel Irland immer und ständig von Eindringlichen heimgesucht worden war; dass jedoch die Iren selbst sich mehr Schaden gegenseitig angetan haben, als alle diese Eindringlinge.

Das mag zweifelsohne auf die neuere Geschichte der Insel zutreffen.

Nordirland kennt man eigentlich nur aus den Schlagzeilen: als Schauplatz eines jahrelangen blutigen Bürgerkrieges zwischen Protestanten und Katholiken, zwischen Unionisten und Republikanern.

Ich kann mich noch gut daran erinnern wie ich kritisch belächelt wurde als ich damals in Deutschland in meinem Bekanntenkreis bekanntgab, dass ich jetzt in Nordirland lebe. Ich stieß auf völliges Unverständnis: wie kann man in einem so von Unruhe geplagten Land leben?

Um es vorweg zu nehmen, ich lebe gerne hier in diesem kleinen Land und fühle mich so als ob ich schon immer hier gelebt hätte. Aber bis zum heutigen Tage habe ich nicht richtig verstanden, weshalb sich die Menschen hier eigentlich ja schon seit Jahrhunderten immer gegenseitig bekriegt haben.

Es ist einfach den „Nordirlandkonflikt“, der vor allem von 1969 bis 1998 die Gesellschaft beherrschte, mit dem Label „ethnisch-konfessionelle“ Auseinandersetzung zu versehen. Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit ist es nämlich noch komplizierter, denn innerhalb der einzelnen „großen“ konfessionellen Gruppierungen gibt es weitere, kleinere widerstreitende Gruppierungen sowie auch entsprechende politische Parteien.

In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde man sich immer mehr darüber einig, dass eine Lösung für den Dauerkonflikt gefunden werden musste. Das Problem war allerdings, die unterschiedlichen und völlig zerstrittenen konfessionellen Gruppen und politischen Parteien an einen Tisch zu bekommen und die Frage der paramilitärischen Aktionen zu klären. Hauptsächlich ging es darum, dass die IRA ihre Waffen niederlegte, was vor Beginn der Friedensgespräche stattfinden sollte. Demgegenüber beharrte die „Democratic Unionist Party“, DUP, auf ihrem Standpunkt, dass Nordirland ein Teil Britanniens sei, was nicht verhandelbar wäre. (Zur Erklärung: United Kingdom = Vereinigtes Königreich ist die richtige Bezeichnung. Das umfasst Groß Britannien und Nordirland. Großbritannien ist „nur“ England, Schottland und Wales.)
 

 Mitte des Jahres 1997 begannen jedoch ernsthafte Friedensverhandlungen und nach – wie man sich denken kann –zähen Verhandlungen erzielte man 1998 endlich eine Einigung. Am 10. April 1998 wurde in Belfast ein Abkommen von der Mehrheit der politischen Parteien Nordirlands unterzeichnet. Dieses Abkommen, da am Karfreitag unterschrieben, ist als das „Good Friday Agreement“ in die Geschichte eingegangen. Ein ganz wesentlicher Bestandteil des Abkommens ist unter anderem die Errichtung einer gesetzgebenden Versammlung in Nordirland. Das ist quasi das nordirische Parlament, Stormont genannt. Im Zusammenhang damit wurde ebenfalls festgelegt, dass alle größeren Parteien an der Bildung der nordirischen „Regierung“ beteiligt sind und zwar durch Ministerämter. Sehr vereinfacht ausgedrückt heißt das, dass Nordirland durch ein „Allparteiensystem“ vertreten ist. Erwähnt werden sollte auch noch, dass mit dem „Good Friday“ Abkommen, die britische Armee aus Nordirland abgezogen wurde, ein neuer Polizeiapparat aufgebaut wurde, politische Gefangene aus den Gefängnissen entlassen wurden und die paramilitärischen Organisationen ihre Waffen abgeben mussten.






 
Stormont: das Gebäude wurde 1921 gebaut, um das neue Parlament Nordirlands zu beherbergen. Am 16.11.1932 wurde es offiziell eingeweiht. 




Seit dem „Good Friday Agreement“ ist so etwas wie Frieden in Nordirland eingekehrt und an die blutigen Auseinandersetzungen, von denen es in der Geschichte Nordirlands sehr zahlreiche gab (die letzte war 1998 „Ormagh Bombing“ = 29 Tote, davon 9 Kinder) wird allenfalls noch im Museum erinnert.

Auch wenn immer noch einige unverbesserliche Splittergruppen versuchen, den Friedensprozess aufzuhalten und Bomben schmeißen, so ist doch die nordirische Bevölkerung heute soweit gefestigt, dass sie keine blutigen Auseinandersetzungen mehr will. Auch in politischer Hinsicht haben sich die „Feinde“ von einst, nämlich DUP und Sinn Fein, geeinigt und bilden seit einigen Jahren nun schon gemeinsam die „Regierung“ Nordirlands. Ian Paisley (im Sept. 2014 gestorben), ehemaliger First Minister (Ministerpräsident) und Martin McGuiness, Deputy First Minister (Vizeministerpräsident) hatte man so oft nebeneinander sitzend lachen gesehen, so dass die Presse den beiden den Namen „chuckle brothers“ (die Lachbrüder) gegeben hatte.