Friday 13 December 2013

Am alten Sägewerk




Wer vermutet schon, dass sich hier, abseits der Hauptverkehrsstraße von Bangor nach Newtonards ein wunderbarer Waldweg befindet, der zu einem entspannten Spaziergang einlädt. Von meinem Lebensgefährten erfuhr ich, dass sich auf dem „Clandeboye“-Gehöft früher einmal ein Sägewerk befunden hatte und die Gegen daher ihren Namen hat.
Wohin der Weg letztendlich führt habe ich noch nie ausfindig machen können – auch wenn mein Lebensgefährte, ich und unsere Crumbells bereits zigmal hier spazieren gegangen sind. 
So oft schon sind wir an den Weiden, den Brombeerhecken, den unterschiedlichen Bäumen mit ihren teilweise sehr bizarren Formen und dem See, der eine Schwanenfamilie beherbergt, entlang gelaufen. Aber nie hatte ich meine Kamera dabei, um das, was die Natur hier zu bieten hat, auf Bildern einzufangen. 



Bei unserem letzten Spaziergang sind wir sogar noch einmal nach Hause gefahren – nur um meine kleine Kamera zu holen, damit ich die „Kunst im Wald“ auch im Bild festhalten konnte. Und Kunst ist es für mich wirklich, was es hier alles zu bestaunen gibt.
Das betrifft nicht nur die Pferde, die hier auf der Weide stehen, sondern auch „komisch“ gewachsene Bäume oder anderes Geäst sowie auch einiges Federvieh, das sich hier verbirgt.


Nun lebe ich schon seit sieben Jahren hier im schönen County Down und habe alles, was Natur zu bieten hat, quasi vor der Haustür. Aber ich bin anscheinend doch noch viel zu viel „Stadtmensch“. Bei unserem heutigen Spaziergang habe ich mich nämlich etliche Male ganz schön erschrocken. Ich war so damit beschäftigt, die Schönheit der Natur zu knipsen, dass ich gar nicht merkte, wie eines der Pferde auf einmal hinter mir stand und mir beim Fotografieren über die Schulter schaute. Irgendwie musste ich wohl gespürt haben, dass da „etwas“ hinter mir war Und als ich mich umdrehte sah mich das Pferd, das „riesen große Pferd“, mit seinen braunen Augen freundlich an. Ich bin sowieso so schreckhaft und man darf sich mir nicht von hinten nähern – ich schreie sofort los. Ja und so war es dann auch heute, als ich das Pferd so dicht an meinem Kopf erblickte. Ein Schrei drang durch die Stille des Waldweges. Das Pferd ließ sich dadurch aber nicht beirren. Es verharrte am Zaun und wartete mit seinen beiden anderen Gefährten auf ein Leckerli. Leider vergeblich, denn ich hatte nichts dergleichen dabei.


Eine Weile später erschreckte mich ein Fasan, der aus dem Gestrüpp kommend auf einen der Bäume hoch flog und sich dann durch die Lüfte schwang. Ich muss gestehen, dass ich gar nicht wusste, dass diese Vögel mit ihren prächtigen Gefiedern überhaupt fliegen können geschweige denn so hoch fliegen können. Ich war vom Anblick dieses wunderbar bunten Federviehs so überrascht, dass ich nicht einmal ein Foto machte.
Ansonsten verlief unser Spaziergang – bis auf weiteres - total ruhig. Der Wind rauschte durch die wenigen Blätter, die jetzt im Dezember noch an den Bäumen hingen, und man hörte hier und da ein paar Vögel zwitschern. Doch dann wurde diese himmlische Ruhe durch penetrante Geräusche, die sich anhörten wie Schüsse, gestört. Dazu muss man wissen, dass jagen und schießen hier in Nordirland ganz normal ist und nur da, wo es ausdrücklich auf Schildern steht, verboten ist. Uns wurde es aufgrund der Ballerei dann doch ein wenig mulmig und da der schöne Waldweg sowieso abrupt in einem Schlammloch endete, beschlossen wir den Rückweg anzutreten.


Saturday 17 August 2013

Donaghadee



Wer weiß schon, dass das älteste Pub der ganzen Insel Irland „Grace Neill's” (das 1611 unter dem Namen 'King's Arms' eröffnet wurde) in Donaghadee zu finden ist. 













Donaghadee (wird Donna-Ga-Die ausgesprochen), kommt aus dem Irischen und bedeutet so viel wie „Daoi’s Kirche“. Das kleine geschichtsträchtige Städtchen mit seinen rund 8000 Einwohnern ist ca. 10 km von Bangor entfernt und liegt direkt am Meer. Genau gegenüber befindet sich Schottland, dessen Küste man mit bloßem Auge von Donaghadee aus sehen kann.
Durch seine Lage und vor allem seine Nähe zu Schottland war das Städtchen bis Mitte des 19. Jh. der wichtigste Hafen für den Handel mit Großbritannien und der Insel Irland. Erst viel später wurde der Hafen von Donaghadee durch das immer grösser werdende Belfast aufgelöst und verlor dann gänzlich seine einstige Bedeutung.


Vieles von dem wirtschaftlichen Leben der Stadt hing zu seiner Glanzzeit mit Schifffahrt, Transport und Versand sowie rund um Schiffe zusammen. Aber nicht nur dafür wurde Donaghadee genutzt. Im 18.und 19. Jh. machten sich Paare, die schnell und einfach heiraten wollten, von Donaghadee aus mit der Fähre auf den Weg ins gegenüberliegende schottische Portpatrick – das Gretna Grenn der Iren.
Der Fährbetrieb existiert heute (leider) nicht mehr. Um nach Schottland zu gelangen muss man ins Kilometer weit entfernte Larne oder nach Belfast fahren und von dort aus die Fähre nehmen.

 
Das alte Wahrzeichen der Stadt - der eindrucksvolle Leuchtturm, der weithin sichtbar ist, stammt aus dem Jahr 1836 und war der erste Leuchtturm in Irland, der mit elektrischem Licht ausgestattet worden war.
Obwohl das Städtchen vergleichsweise klein ist, verfügt es über eine ganze Reihe interessanter historischer Sehenswürdigkeiten sowie auch zahlreiche kleinere Läden, Cafés, Restaurants und Pubs. Da es direkt am Meer liegt, lädt ein Spaziergang auf der Promenade an der frischen Seeluft immer ein.





 Zu den Sehenswürdigkeiten, die man sich unbedingt anschauen sollte, gehören: die Burg (im Englischen als Motto oder Moat bekannt), der kleine, aus dem 17. Jh. stammende, Hafen und natürlich das Grace Neill’s Pub. 


Die Burg selbst ist jüngeren Datums. Das Gebäude wurde 1818 gebaut, um den Sprengstoff für die Hafenerweiterung zu lagern. Aber der Standort war schon in der Bronzezeit als Verteidigungsposten benutzt worden, so z.B. gegen die Angriffe der Wikinger. Im 12. und 13. Jh. wurde der Posten dann unter den Normanen weiter zu einer Festung ausgebaut. Rund um die alte Festung ist ein attraktiver kleiner Park von dem aus man einen wunderbaren Blick auf die irische See und die „Copeland Insel“ (ein wichtiges Vogelschutzgebiet, das man nur mit einem Boot erreichen kann) hat.


Zu erwähnen bleibt noch, dass Donaghadee aufgrund seiner Seefahrer-Tradition seit 1906 eine sehr wichtige Rettungsstation hat, die seit ihrer Gründung schon sehr zahlreichen Menschen das Leben gerettet hat. 

 
Und für alle, die gerne Golf spielen - es gibt auch einen Golfclub, der mich aufgrund der Palmen immer irgendwie an fernere Länder erinnert.

Saturday 13 July 2013

Der 12. Juli



 
Nordirland für Anfänger – Der 12. Juli: Feiertag und Volksfest zugleich

Der 12. Juli ist schon immer für die Protestanten in Nordirland der höchste Feiertag des Jahres. Gefeiert wird die „Glorreiche Revolution“ von 1688, wo in einer Schlacht am Flüsschen Boyne in der Nähe von Dublin der protestantische König Wilhelm von Oranien über den katholischen König Jakob II endgültig siegte (1690). Die Farbe Orange spielt seitdem für die Protestanten auch eine ganz besondere Rolle.
Traditionell gibt es an diesem Tag überall in Nordirland Umzüge der sogenannten „Orange Men“. Das sind Mitglieder der „Orange Orders“ und „Orange Lodges“, die es nach Männern und Frauen getrennt hier in Nordirland durchweg sehr zahlreich gibt. Die älteste dieser Lodges, nämlich die „Grand Orange Lodge of Ireland“, wurde 1798 gegründet. Diese Lodges sind übrigens keine paramilitärischen Organisationen, sondern Vereinigungen streng gläubiger Protestanten. Am Sonntag unmittelbar vor dem 12. Juli finden besondere Gottesdienste statt. Ungeklärt blieb leider meine Frage, ob am 12. Juli bei den Umzügen nur mitmarschieren kann, wer auch an jenem sonntäglichen Gottesdienst teilgenommen hat. Irgendwo hatte ich gelesen, dass diese Orange Lodges nicht viel anders seien als der Fanclub eines Fußballvereins, dessen Anhänger sich in Nostalgie schwelgen.


Die Paraden (es handelt sich dabei um Märsche begleitet von traditionellen Musikkapellen, die nach einzelnen Bezirken arrangiert sind) waren bis zum Ausbruch der „Troubles“ (so wird der Nordirland Konflikt, der von 1963 – 1985 andauerte, im Englischen genannt) ein gesellschaftlich durchaus respektiertes Ereignis, so etwa wie Umzüge von Schützenvereinen in Deutschland. Mir wurde von vielen Menschen hier erklärt, dass man immer sehr gerne zu diesen spektakulären Märschen gegangen ist, um sich die Männer in ihren schwarzen Anzügen mit goldenen Stickereien verzierte, orangene Schärpe über der Brust und schwarze Melone aus Filz auf dem Kopf anzuschauen. Für den normalen Menschen hier waren diese Paraden immer ein Vergnügen, ein Volksfest und in etwa vergleichbar mit Karneval. Es war das Ereignis des Jahres schlechthin und es lohnte sich immer hinzugehen.



Während der Troubles gerieten diese Umzüge dann aber immer mehr in Verruf und stießen bei der katholischen Bevölkerung auch immer mehr auf Empörung und Ablehnung. Der seit Jahrhunderten (friedlich) gefeierte 12. Juli wurde so zum Symbol für Gewalt und konfessionellen Hass.

Bis heute nutzen Splitterorganisationen, die sich mit dem Friedensprozess in Nordirland nicht abfinden können, den 12. Juli für Gewalt und entsprechende Ausschreitungen. Von den Medien für das Sommerloch entsprechend ausgeschmückt, hört man dann nur wieder, dass es in der Hauptstadt Nordirlands, in Belfast, zu brutalen Übergriffen gekommen sei, weil unbelehrbare Protestanten wieder einmal mehr durch Wohngebiete von Katholiken marschiert seien. Kaum einer weiß allerdings über die Hintergründe Bescheid. Belfast ist zum großen Teil wie ein Flickenteppich aus protestantischer und katholischer Wohnbevölkerung zusammengesetzt. Was viele Menschen wohl auch nicht wissen, ist, dass quasi quer durch Belfast eine Mauer verläuft, welche die katholischen und protestantischen Wohnviertel voneinander abgrenzt. Allerdings gibt es auch zahlreiche „gemischte“ Wohnviertel.


Traditionell ist es so, dass die „Orange Men“ aus den einzelnen Wohnbezirken in Belfast am 12. Juli in Gruppen zur zentralen Veranstaltung hin marschieren. Das sind quasi kleinere lokale Paraden auf dem Weg zum großen Umzug. Der Weg einer einzigen dieser kleinen Gruppen führt an einer Geschäftszeile in einem katholischen Wohnbezirk (Ardoyne) in Nord-Belfast vorbei. Es handelt sich dabei um weniger als 300 Meter, an einer Hauptstraße gelegenen Geschäfte (also keine bzw. kaum Wohnhäuser). Eine alternative Marschroute – da sind sich übrigens alle einig! – ist gar nicht möglich. Und genau diese knapp 300 Meter sind jedes Jahr wieder Ursache dafür, dass es in Belfast zu Gewalt und Ausschreitungen kommt. 

 
Am Abend vor dem 12. Juli werden überall "Bonfire" angezündet. 
 
"Orange lilies" dürfen auch nicht fehlen

Eine Parade in voller Länge (über 2 Stunden):