Thursday 18 December 2014

Weihnachten in Nordirland



Es weihnachtet sehr, auch hier in Nordirland. Dieses Jahr aber auffallend weniger. Die Innenstadt von Bangor ist weniger festlich geschmückt als in der Vergangenheit. Finanz- und Wirtschaftskrise und das Gerede darüber machen sich überall bemerkbar. Man sieht, dass Städte und Gemeinden kein Geld haben und die Menschen auch nicht. Die vorweihnachtliche Hektik fehlt, was mich ehrlich gesagt schon etwas betrübt auch wenn ich kein „Weihnachtsmensch“ bin. 
  
 
Weihnachten kennt jeder so wie es zuhause ist und man kann sich gar nicht vorstellen, dass es in anderen Ländern anders gestaltet ist. Hier in Nordirland wird z. B. die Adventszeit nicht oder nicht sonderlich gefeiert. Adventskalender sind auch nicht typisch für Irland / Nordirland. Diese wurden – so las ich – irgendwann einmal aus Deutschland eingeführt und wohl dank ihrer Schokoladenfiguren auch schnell akzeptiert. Im Unterschied zu Deutschland, wo der 24.12. als Heiliger Abend schon gefeiert wird, feiert man Weihnachten in Nordirland am 25.12.


Auch in Nordirland wird Weihnachten als Geburtstag von Jesus Christus gefeiert. Das Englische Wort „Christmas“ besteht aus „Christ“ für Christus und „Mass“ für Messe. Gemeint ist also eine „Messe für Christus“. Im Jahre 440 n.Chr. legte die damalige christliche Kirche den 25. Dezember als Feiertag fest. Und so ist es auch heute noch, nicht nur hier in Nordirland. Der 25.12. ist der Tag im Jahr, den die sehr familienverbundenen Iren mit ihren Familien zuhause festlich begehen.

Weihnachten, oder besser gesagt „Christmas“, ist einer der wenigen Festtage im Jahr, der in Nordirland auch tatsächlich ernst genommen wird. Im Vergleich zu Schottland, wo Neujahr eher gefeiert wird, wird hier in Nordirland Weihnachten gefeiert. Die meisten Pubs haben am 25.12. geschlossen. Solche Pubs, die dennoch geöffnet haben, bieten zwischen 12.00 und 15.00 Uhr spezielle Weihnachtsessen oder Drinks zur Mittagszeit an.

Die gängigen Gebräuche wie Weihnachtsbaum schmücken, Geschenke, Weihnachtsessen und Kirchgang (Mitternachtsmesse) findet man in allen Ländern, wo Weihnachten als Festtag begangen wird. So auch in Nordirland. Es gibt allerdings auch einige landesspezifische Besonderheiten.


Viele der weihnachtlichen Sitten und Gebräuche sind gälischen Ursprungs und gehen auf eine Zeit lange bevor Jesus Christus geboren wurde zurück. Die Menschen feierten im Winter, wenn die Tage kurz und das Sonnenlicht schwach waren, und hofften, dass damit das Sonnenlicht in alter Stärke wiederkäme. Auch der traditionelle Weihnachtsschmuck, bestehend aus Blättern und Zweigen immergrüner Pflanzen wie Efeu, Lorbeer, Ilex (Stechpalme) sowie auch den roten Beeren von Esche und Ilex geht auf Zeiten und Gebräuche lange vor dem christlichen Weihnachten zurück.

Vielerorts findet man einen einfachen Kranz aus Ilex- und Efeublättern an Haustüren. Ilex war und ist eine immergrüne Pflanze, die mit ihren roten Beeren um die Weihnachtszeit herum überall in der freien Natur blüht. So hatten und haben auch ärmere Menschen die Möglichkeit, ihre Häuser und Wohnungen weihnachtlich zu schmücken.


Alle Weihnachtsdekorationen werden übrigens am 6. Januar abgenommen. Der Tag, der in Deutschland als “Heilige 3 Könige” gilt, wird hier „Little Christmas“ genannt. Es gilt als Unglück bringend, wenn man die Dekoration vor dem 6. Januar abnimmt.

Eine andere Besonderheit ist es, am Heiligen Abend eine brennende Kerze in ein Fenster zu stellen (heute ist es ein elektrisches Licht). Diese Tradition basiert auf dem Gedanken, der Heiligen Familie oder anderen Reisenden in der Nacht mit einem Licht den Weg zu zeigen und zu helfen. Es gibt Geschichten wonach einsame Wanderer am Heiligabend Unterkunft fanden, dann aber auf sehr merkwürdige Weise verschwanden. Oftmals gedenkt man auch heute noch mit einer brennenden Kerze der verstorbenen Familienmitglieder. Früher, so glaubte man, dass die Geister der Verstorbenen zu Weihnachten nach Hause zurückkehrten. In der irischen Volksmythologie heißt es, dass die Kerzen auch deshalb angezündet wurden, damit die Engel die Neugeborenen in der Weihnachtsnacht vom Himmel auf die Erde geleiten konnten.

 
Eine weitere irische Tradition war es, nach dem Abendessen an Heiligabend den Tisch in der Küche einzudecken. Dazu wurden ein Brot mit Kümmel und Rosinen, ein Krug Milch und eine große brennende Kerze auf den Tisch gestellt. Die Haustür wurde nur angelehnt, so dass Maria und Joseph oder auch Wanderer eintreten konnten.
 
Eine Tradition ist nicht aus Irland – Nord wie Süd – wegzudenken: die „Christmas Card“. Jedes Jahr aufs Neue ist sie innerhalb der Familie, Freunden und Nachbarn obligatorisch. Da helfen auch Telefon und Internet nicht. Im Gegenteil: die Karten werden stolz wie kleine Schätze präsentiert und wer keine oder nur wenige erhalten hat, der hat wohl auch nichts Besseres verdient.

Nollaig Shona Duit - Happy Christmas in Irish.  
Schöne Weihnachten.

Siehe auch Weihnachten in Nordirland, 2. Teil, Boxing Day 
http://carmen-bauer.blogspot.co.uk/2011/12/weihnachten-in-nordirland-boxing-day.html


Mehr Informationen über Weihnachten in Irland:

Sunday 3 August 2014

Bushmills



 
Eigentlich bin ich ja kein großer Freund von Whiskey. Aber letztens auf unserer kleinen Rundreise durch den Norden Nordirlands kamen wir auch durch Bushmills und ich dachte mir, dass dies eine etwas ausführlichere Erwähnung wert sei.
Bushmills ist ein kleiner Ort an der Nordküste von County Antrim, 97 KM von Belfast entfernt, nicht weit vom „Giant‘s Causeway“ (Damm des Riesen) gelegen. Laut einer Volkszählung von 2001 hat es rund 1.300 Einwohner. Seinen Namen verdankt der Naturschutz-Ort dem Fluss Bush und dessen Wassermühle aus dem 17. Jahrhundert.

Sehenswert ist außer den achtzig denkmalgeschützten Gebäuden in dem Ort Bushmills vor allem die „Old Bushmills Whiskey Distillery“.


Bushmills Irish Whiskey wird schon seit 1608 hergestellt. Die Brennerei gilt als weltweit älteste überlebenden lizenzierte Destillerie, die kontinuierlich Whiskey herstellte. Unabhängig davon ist sie die einzige Brennerei in ganz Irland, die dreifach destillierten Malzwhiskey herstellt. 1784 wurde die „Old Bushmills Distillery“ offiziell registriert und der „Pot“ (Blasendestillierapparat) ist seitdem ihr eingetragenes Warenzeichen.
  
 Der Geruch von Malz und Gerste liegt überall in der Luft.

Der “Old Bushmills Malt Whisky“ gewinnt zahlreiche Preise bei internationalen Spirituosen-Wettbewerben, so z.B. den Preis "einzige Goldmedaille für Whisky" bei der Paris Expo 1889.

Heute gehört Bushmills Irish Whiskey  Diageo, einem weltweit führenden Getränkegeschäft.











Whisky oder Whiskey?
Laut Wikipedia ist das Wort "Whiskey" ist eine Anglisierung von “uisce beatha” oder “uisge beatha“, was „Wasser des Lebens“ bedeutet. Es wird vermutet, dass irische Mönche die Kunst der Whiskey-Herstellung schon im Jahre 1000 von ihren Reisen zurück nach Irland brachten.


Von meinen nordirischen Freunden erfuhr ich, dass angeblich ein Gerichtsstreit in den 70er Jahren, ob Schottland oder Irland die älteste kontinuierliche Whiskey-Brennerei beherbergt, dazu führte, dass es heute schottischen Whisky und irischen Whiskey gibt. Das Gericht hatte damals wohl entscheiden, dass die älteste kontinuierliche Destillerie von Whiskey in Irland ist, woraufhin die Schotten dann den Namen in „Whisky“ geändert hatten, um ebenfalls die älteste „Whisky-Brennerei“ vorzuweisen.
 
 Einen Geist gibt es auch – den Hausgeist „die graue Lady“, der durch die alte Brennerei spukt. Gerüchten zufolge lebte die Lady auf der Rückseite der Destillerie und ihr Mann ging dort mit dem Hund Gassi. Eines Nachts kam er nicht mehr zurück und sie sucht ihn bis heute noch.
Mehr Informationen (in Englisch): 

Thursday 24 July 2014

Unterwegs im County Down - Strangford Lough



Sommer, Sonne, Urlaubszeit.
Auch bei uns in Nordirland ist das Thermometer auf über 20 Grad geklettert. Unser Auto, ein ganz einfacher Suzuki, hat Klimaanlage. Damals, als wir das Gefährt gekauft hatten, hatte ich noch darüber geulkt, dass es diese Ausführung in ganz Nordirland nur mit Klimaanlage gab. Gerade hier, wo es mehr regnet, denn heiße Tage gibt. Jetzt lache ich nicht mehr, denn bei der Hitze, die auch wir zurzeit hier haben, ist mir ein Auto mit Klimaanlage doch sehr willkommen.
Den Luxus eines kühlen Innenraums genießend, führte uns unser heutiger Tagesausflug am Strangford Lough entlang. Genauer gesagt an der einen Seite des „Lough“. (Wird „Loch“ ausgesprochen und interessanterweise sagt man im Schottischen auch „Loch“, wobei das wiederum mehr wie „Lock“ ausgesprochen wird.)

Es handelt sich dabei um einen ca. 150 Quadratkilometer großen Meeresarm, welcher auf der einen Seiten fast vollständig von der Halbinsel ARDS eingeschlossen wird. Eine lange schmale Meerenge verbindet Strangford Lough mit der Irischen See. Die Entfernung beträgt 33 Kilometer (20 Meilen) von Angus Rock an seiner Mündung an der Irischen See bis zu den Sandbänken am nördlichen Ende. Damit ist Strangford Lough der größte „Meer-See“ der britischen Inseln.

Angeblich waren die Wikinger im Mittelalter in dieser Region aktiv gewesen und so wundert es nicht, dass der Name aus dem altnordischen „Strangr-fjörðr“ kommt, was so viel wie "starker Meeres-Einlass" bedeutet. Damit gemeint war ursprünglich nur die schmale Verbindung des Lough zur Irischen See hin, zwischen den beiden Ortschaften Strangford und Portaferry. Letztere deutet darauf hin, dass die beiden Dörfer durch eine Autofähre verbunden sind.

Bis ins 18. Jahrhundert war der Meeresarm auch unter seinem alten irischen Namen „Loch Cuan“ bekannt, was so viel wie „See der Buchten“ bedeutete. In der Tat passt dieser Name, denn es gibt unzählige kleine Inseln, Buchten, Landzungen und Watt. Entsprechend kurvenreich und eng sind dann auch manchmal die Straßen entlang des Lough. Das ist schon ein Abenteuer an sich, denn man weiß nie, wer oder was um die nächste Kurve kommt.



Heute ist Strangford Lough eines der drei maritimen Naturschutzgebiete der britischen Inseln, das für seine reiche, unvergleichbare Tierwelt international bekannt ist. Viele Wat- und Seevögel überwintern hier. Daneben gibt es diverse Arten von Ringelgänsen, Seehunde und angeblich sogar Haifische. Aufgrund seiner Landschaft, Fischerei und einer Vielzahl maritimer Freizeitangebote ist es auch ein beliebtes Touristenziel.

 

Zu erwähnen ist noch, dass 2007 im Strangford Lough weltweit das erste kommerzielle Gezeitenkraftwerk, SeaGen, errichtet wurde. Der 1,2-Megawatt Unterwassergenerator nutzt die schnelle Gezeitenströmung der Meerenge, die bis zu 4 m / s beträgt.


Für mehr Informationen (in Englisch) siehe: