Monday 13 May 2013

Willkommen in Irland / Nordirland - Impressionen einer Busfahrt




Ich komme gerade aus Deutschland zurück und frage mich, was ist eigentlich so anders an Irland / Nordirland? Als erstes fällt auf, dass die Menschen hier unerwartet freundlich sind. Schon bei der Einreise wird man bei der Passkontrolle auf dem Flughafen freundlich angelächelt und mit einem „Hello“ begrüßt.
Wenn man dann sein Gepäck gefunden und es vor das Flughafengebäude geschleppt hat, weht einem ein frischer Wind entgegen. Ich empfinde das als eine echte Wohltat, denn im Unterschied zum Rhein-Main Gebiet ist die Luft hier auf der Insel Irland, vom Meer her kommend, extrem sauber und reich an Sauerstoff. Man kann also richtig durchatmen und muss sich andererseits nicht wundern, wenn man schnell müde ist. Die sauerstoffreiche Luft macht nämlich wunderbar schläfrig.

Um mir die Wartezeit auf den Bus nach Belfast zu vertreiben (der Bus fährt stündlich), bin ich ausnahmsweise einmal in das Pub im Flughafen gegangen. Dort wurde ich sehr freundlich bedient und habe dafür aber wohl eines des für mich bisher teuersten Guiness getrunken. Aber es hat geschmeckt! Ein Guiness-Werbespruch lautet: Guiness does not like to travell. Und so ist es – dieses dunkle, sehr eisenhaltige Bier schmeckt am besten in seiner Heimat.

Die Busfahrt vom Flughafen Dublin bis nach Belfast in Nordirland dauert ungefähr zwei Stunden und gibt einem viel Gelegenheit, die wunderbare Landschaft zu genießen und zu träumen. 
Es wird niemanden wundern, dass die vorherrschende Farbe „grün“ ist. 
Man sieht wenig Wald bzw. Bäume, dafür aber umso mehr grüne Wiesen auf denen überall Schafe oder Rinder weiden. Bäume und Büsche sieht man hier, in Reih und Glied angepflanzt, nur zur Begrenzung des Weidelandes oder von Äckern. In Deutschland hingegen sah ich überall Bäume, viele davon der Jahreszeit entsprechend, weiß blühend. Allerdings waren weit und breit auch keine Schafe oder anderes Vieh zu sehen. 
Ohne es zu merken, hat man die Grenze von einem Land zum nächsten passiert. Denn streng genommen (und heftig umstritten!) handelt es sich ja um zwei (unterschiedliche) Länder: die Republik Irland und Nordirland. Früher hatte ein kleines Zollhäuschen die Grenze zwischen beiden Ländern markiert. Heute merkt man es nur daran, dass auf einmal auf den Hinweisschildern nicht mehr „Kilometer“, sondern „Miles“ steht.


Vereinzelt sieht man entlang der Strecke ein paar Häuser stehen, meistens gibt es aber nur Hinweisschilder, die auf irgendwelche Orte hindeuten. Dafür sieht man, wenn man etwas weiter ins Landesinnere gekommen ist, die Berge im Hintergrund. Dazu muss man wissen, dass es im Englischen eine Unterscheidung zwischen „mountain“ und „hill“ gibt. Berge, im Sinne von „mountains“, müssen eine bestimmte Höhe haben und die beträgt in der Regel über 600 m (2000 feet) über dem Meeresspiegel. 

 Die Mourne Mountains, die ich auch manchmal von da aus, wo ich wohne, sehen kann, sind ein aus Granit bestehender Gebirgszug. Sie sind die höchsten und wahrlich eindrucksvollsten Berge in ganz Nordirland. Obwohl die ganze Insel Irland sehr hügelig erscheint, wirkt die Landschaft doch eher flach und umso mehr heben sich dann die Berge, teilweise mit reichlichem Baumbestand, auch ab. 

Kaum hat man dieses Wunder der Natur bestaunt, steuert der Bus dann auch schon auf Belfast zu. Man merkt es, denn der Autoverkehr nimmt zu und es wird irgendwie vergleichsweise „unruhiger“. Die ersten Gewerbeansiedlungen und Wohnhäuser sind entlang der Autobahn zu sehen. Links sieht man an einem Hang gelegen die vielen, vielen Einfamilien-Doppelhäuser – eine Bauweise, die es hier überall gibt. 

Und dann ist da auch noch der große Zentralfriedhof von Belfast, an dem der Bus vorbeifährt. Mir wurde erklärt, dass zu Zeiten der „Troubles“ auf diesem Friedhof während einer Beerdigung eine so heftige Schießerei stattfand, so dass aufgrund dieser Gewalttätigkeit dann letztendlich der Friedensprozess eingeleitet wurde. Heute ist von all diesen Ausschreitungen zum Glück nichts mehr zu sehen.

Kurze Zeit später wühlt sich der Bus durch die Straßen von Belfast und kommt dann pünktlich an seiner Endhaltestelle im Herzen von Belfast an.