Das muss in der Tat heute für meine kleinen Lieblinge ein ereignisreicher Spaziergang gewesen sein. Von Herbst war bei uns heute keine Spur zu sehen – im Gegenteil: die Sonne strahlte wie schon lange nicht mehr. Es hatte wohl nachts geregnet, aber heute tagsüber schien die Sonne und auch die Temperatur war eher sommerlich denn herbstlich. Also, diesen Sonnentag nutzend, machten wir uns mit dem Auto und unseren 3 Yorkies auf den Weg. Kaum waren wir um die Ecke gebogen, kam auch schon ein Hindernis: eine Gruppe mit mindestens 30 Reitern überquerte auf ihren Pferden die Straße. Es kam was kommen musste: Verkehrsstau und wir sind sofort bei nächster Gelegenheit von der Straße abgebogen. Anstatt am Strand entlang zu gehen, was wir ursprünglich vorhatten, hatten wir uns dann für einen Spaziergang in einem kleinen Waldstück entschieden.
Jack, mein Yorkshire Terrier mit einer Stupsnase, wollte wie immer nicht laufen. Susi, meine alte Hundedame, nörgelte herum – keine Ahnung weshalb – und Mini, mein „kleiner Hund“ (obwohl sie so groß wie die beiden anderen Yorkies ist), rannte hin und her, dass es eine wahre Freude war, ihr dabei zu zuschauen.
Nach ca. 30 Minuten zwischen Bäumen, Büschen, Farnen und an Brombeerhecken entlang kamen wir an einen kleinen See. Eine Schwanenfamilie, Vater, Mutter und 4 Junge schwammen dicht am Ufer entlang. Die Jungen waren schon fast so groß wie ihre Eltern, hatten allerdings noch ihr braunes Baby Federkleid. Voller Neugierde stürmten meine Yorkies auf die Schwanenfamilie zu. Was sind das denn für komische Vögel, mögen sie dabei wohl gedacht. Oh, oh! – der Schwanenvater zischte laut und bedrohlich als er die kleinen Yorkies näherkommen sah. Und dann streckte er ziemlich schnell seinen langen Hals aus in Richtung auf meine Hunde, weil er seine Familie beschützen wollte. Die Hunde standen am Ufer des Sees – wasserscheu wie sie sind und etwas irritiert wie es mir schien - und wussten nun gar nicht, was sie machen sollten. Weiter vor konnten sie nicht, wegen des Wassers, aber zurückweichen wollten sie auch nicht. Hätten sie dichter am Wasser gestanden, hätte der wütend zischende Schwanenvater die kleinen Hunde böse zurichten können!
Weiter ging‘s durch den matschigen, vielerorts mit Pferdemist bedeckten Waldboden. An der nächsten Biegung kam uns eine junge Frau auf einem großen schwarzen Pferd entgegen. Wieder Alarmstufe rot für mich und ich beeilte mich, alle 3 Hunde sofort an die Leine zu nehmen. Man weiß ja nicht was diese kleinen Yorkshire Terrier alles im Schilde führen, um ihre Kräfte zu messen, und wie das Pferd darauf reagiert. Jack, Susi und Mini gingen auch zugleich in die „Achtung-Fertig-Los“ Stellung. Entweder hatte das Pferd die kleinen Wesen gar nicht gesehen, oder aber es hatte gar kein Interesse, sich mit den 3 kleinen Rabauken abzugeben. Wie dem auch sei – Reiterin und Pferd waren an uns vorbei, bevor meine 3 Hunde auf das große schwarze Etwas zustürmen konnten.
Man wird es kaum glauben - das Nächste, was uns begegnete war ein Fahrradfahrer, der sich mit seinem Fahrrad durch den matschigen Waldboden quälte. Ich weiß nicht was Jack, Susi und Mini sich dabei dachten, als sie die Gestalt in weißer Fahrradbekleidung mit farblich entsprechend abgestimmten Sturzhelm auf sie zukommen sahen. Wahrscheinlich genau das, was sich der Leser jetzt auch denkt: wie kann man sich bei herrlichem Sonnenschein auf einem Fahrrad durch Matsch und Dickicht eines (dunklen) Waldes quälen?!
Dann entdeckte Jack einen Tümpel. Auf dem Weg waren überall Pfützen gewesen. Susi und Mini hatten immer einen Bogen um die Wasserstellen und den Pferdemist herum gemacht. Jack jedoch war da quer durchgelaufen und als er jetzt auch noch einen Tümpel witterte, da war er nicht mehr zu halten. Ab und voll rein in die abgestandene Wasserlache. Irgendwie schien das aber nicht seinen Erwartungen zu entsprechen. Fast bis zum Hals im Wasser stehend, versuchte er mit erhobenen Köpfchen angestrengt den Rückweg anzutreten. Dabei hatte er sichtbar Schwierigkeiten mit seinen 4 kurzen Beinchen aus dem Morast herauszukommen. Er guckte mich hilfesuchend an und als er einsah, dass ich nicht durch diesen Dreck laufe, um ihn zu „retten“, stapfte er dann – gute Miene zu schlechtem Spiel machend – mutig mit seinen 4 kleinen Beinchen durch den dicken Matsch zurück auf den Waldweg. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gedacht, eines dieser sagenhaften irischen Waldwesen käme mir da entgegen. Der Hund war völlig mit Matsch beschmiert, seine kleinen Beinchen waren rabenschwarz. Und durch das blonde Haar auf dem Kopf sah er aus wie ein kleiner Kobold.
Nachdem wir ca. eine Dreiviertelstunde gelaufen waren, kehrten wir um, denn der Matsch wurde immer dicker. Diesmal ging ich voran und die kleinen Dreckspatzen folgten mir. Eine ältere Frau mit Hund kam uns entgegen. Es war ein (schottischer) Hirschhund (Deerhound). Diese Hunderasse geht, wie der irische Wolfshund auch, auf die großen keltischen Windhunde zurück. Der Hund, der ziemlich groß und grauhaarig war, ging genauso gemütlich wie sein Frauchen, vermutlich war er auch schon so alt, und kam neugierig auf uns zu. Ich weiß nicht woran es lag, dass dieser eher ein wenig zottelig aussehende Hund zum Glück keine Herausforderung für meine 3 Yorkies war. Denn so schnell wie der Hund und sein Frauchen auf der Waldlichtung erschienen waren, hatte ich keine Gelegenheit mehr gehabt, meine 3 Zwerge anzuleinen. Dieser Hund nun, der im Vergleich zu meinen Yorkies ein „Hüne“ war, kam auf Jack zu und beschnupperte ihn, wobei er das ganz sachte tat. Man konnte es Jack ansehen, dass es ihm wohl echt mulmig zu Mute war. Er zog sein kleines Stummelschwänzchen ein und erstarrte zur Salzsäule. Angst? Ach was, ein Yorkshire Terrier doch nicht! Da hatte ich wohl mehr Angst, dass ihm etwas passieren könnte. Jack ließ den Hund an sich herumschnuppern, wobei er keine Miene verzog und sich nicht von der Stelle rührte, bis der Hund wieder weg war. Susi und Mini hatten das ganze Schauspiel neugierig aus sicherer Entfernung verfolgt. Sie standen etwas abseits vom Geschehen und waren wahrscheinlich heilfroh, dass dieser „Hüne“ nichts von ihnen wollte. Als sich der Hund dann von Jack abwandte und gemächlich weiterging, sprangen die beiden Mädels auf Jack zu so als wollten sie ihn für seine „Heldentat“ bejubeln.
Ja was soll ich sagen, soweit war unser Spaziergang ganz gut und schön gewesen. Aber es gab noch eine Überraschung. Ein Jogger rannte hinter uns her. Ich hatte ihn im ersten Moment gar nicht gehört und war natürlich umso erstaunter, als ich ihn auf einmal so dicht hinter mir wahrnahm. Ich war in größter Sorge, dass Mini, die nämlich schon auf die Füße des Joggers starrte, jeden Augenblick los toben würde. Aber meine Sorge war unberechtigt. Der Jogger lief – so wie es richtig ist - völlig unbeeindruckt weiter. Jack, Susi und Mini standen am Wegesrand – ein Bild für die Götter. Die 3 Yorkies standen da wie Zaungäste, die bei einem Marathon zuschauen. Und der Jogger war so schnell wie er erschienen war, auch wieder verschwunden.
Zum Glück waren wir dann schnell am Auto angekommen. So ein ausgiebiger, erlebnisreicher Spaziergang macht müde. Und so schliefen Jack, Susi und Mini auch friedlich während der Fahrt nach Hause.
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Herrlich, toll erzählt. Und ich kenne all diese scheiß Situationen. Aber wahrscheinlich andere Hundehalter auch. Silvia B
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