Saturday 14 January 2012

Am alten Wasserreservoir

 


Letztens hatten wir uns entschlossen, ein neues Gebiet zu erkunden. Freunde hatten uns schon vor einiger Zeit den Tipp gegeben, mit unseren Yorkies einen Spaziergang am alten Wasserreservoir, Portavo in der Nähe von Donaghadee, zu machen. Das Reservoir selbst wird schon seit etlichen Jahren nicht mehr für die Trinkwasserversorgung benutzt. Es wurde damals in einen See mit Regenbogen-Forellen für Angler umgewandelt.
Gegenüber von Portavo befindet sich das bekannte Naturschutzgebiet Orlock. Mit seinem zerklüfteten grau düsteren Gestein ragt das Orlock weit in die Irische See hinein. Man sagt, dass die kleinen Buchten früher ein Paradies für Schmuggler waren und das kann ich mir gut vorstellen.



Portavo liegt etwas abseits von der Straße, hinter einem grünen „Zaun“ bestehend aus allerlei Grünem, was an und für sich schon faszinierend ist. Wenn man es nicht besser wüsste, würde man hinter diesem smaragdgrünen „Zaun“ auch nie solch ein kleines Paradies vermuten.


Mit unseren drei Yorkies im Schlepptau setzten wir uns in Bewegung. Nachdem wir die erstaunlicherweise stark befahrene Landstraße endlich überquert hatten, traten wir ein in eine grüne Oase. Eine faszinierende Umgebung aus verschiedenen Bäumen, Büschen und Sträuchern, die zum Teil ihr Sommergrün noch gar nicht abgeworfen hatten, erwartete uns. Dafür, dass es Mitte November war, war es wirklich noch erstaunlich grün. Ein vergleichsweise breiter Weg lud uns regelrecht ein, ihm zu folgen. Was wir dann - beeindruckt von diesem Farbenschauspiel der Natur – auch taten.

Eine himmlische Ruhe herrschte. Überall roch es nach frischer Erde und nach Fichten. Der Efeu, der im späten Herbst überall blüht, hüllte die Luft in einen dezenten Parfümgeruch. Dazwischen hörte man das Krächzen diverser Vögel. Neben Vögeln wie Feldsperling, Dompfaff und Schleiereule, ist auch allerlei Kleingetier (Hermelin, Dachs, Hasen, usw.) in diesem idyllischen Terrain heimisch.

Nach kurzer Zeit gelangten wir an den See, der ruhig und still vor uns lag und auf dessen spiegelblanker Oberfläche eine Gruppe Enten schwamm. Während der See vorne von der Sonne beschienen war, was dem ganzen einen harmonischen Ausdruck verlieh, war er ganz im Hintergrund vor einer Gruppe von Bäumen in Nebel getaucht, was dem ganzen wiederum etwas Mystisches verlieh. Wunderbar, einfach wunderbar. Wie die Kulisse für ein Stillleben. Man sagt so oft „ein Bild wie von der Natur gemalt“ – hier hatte die Natur tatsächlich ein solches Bild gemalt. Ich weis auch gar nicht ob ein Maler überhaupt im Stande wäre, diese Farbnuancen so mischen zu können, um das, was meine Augen hier sahen, zu malen.

Wir hielten eine Weile inne, um alles das, was unsere Sinne erfassen konnten, in uns aufzusagen. Dann schlenderten wir an dem befestigten Ufer des Sees entlang weiter bis es einfach nicht mehr weiterging, weil die Befestigung urplötzlich aufhörte. Kurzerhand entschlossen wir uns, einem kleinen Trampelpfad zu folgen und das war auch gut so. Falls man glaubte, dass das, was wir bisher an Landschaft gesehen hatten atemberaubend war, dann hatte man noch nicht alles gesehen.

Während ich mit meiner kleinen Kamera hantierend aus dem Staunen nicht mehr herauskam, trotteten meine 3 Yorkies – scheinbar ebenso staunend – hinter und neben uns her. Mit meiner Ruhe war es schlagartig vorbei als ich den schmalen zum Teil extrem matschigen Trampelpfad entlang laufen musste. Höchste Konzentration war angesagt, um nicht abzurutschen und in den See zu fallen.

Unser Hund Jack war angeleint, weil er wie immer viel zu langsam lief. Heute erwies sich der Umstand, dass der Hund an der Leine war, als ausgesprochenes Glück. Jack rutsche nämlich mit seinen 4 Beinchen auf dem engen vermatschten Pfad ab, verlor die Balance und wäre voll im Wasser gelandet, hätte mein Lebensgefährte den Hund nicht reaktionsschnell an der Leine hochgezogen. Bei dieser Jahreszeit hätten wir unseren Ausflug abrupt beenden müssen, wenn Jack bis auf die Knochen nass geworden wäre.

Es dauerte glücklicherweise nicht lange bis der Pfad etwas breiter wurde und man wieder richtig laufen konnte und man das, was die Natur hier zu bieten hatte, wieder in Ruhe genießen konnte. Meine Aufmerksamkeit galt jetzt den Bäumen. Neben den immergrünen Kiefern, Fichten und Tannen, boten die Laubbäume, die ihr Sommerkleid abgeworfen hatten, ein bizarres Bild. Ihre nackten Äste bogen und windeten sich kreuz und quer und stachen vor der blauen Kulisse des Himmels richtig ab. So manch ein Baum streckte seine dicken Äste gleichfalls wie ausgestreckte Arme dem Bewunderer entgegen.

So wie es aussah hatten andere Menschen auch dieses kleine Abenteuer entlang des Sees gewagt und sich auf den Weg gemacht, die ganze Schönheit der Herbstfärbungen zu bewundern. Wir begegneten jetzt nämlich vereinzelt Menschen allein, zu zweit oder in Gruppen und immer freundlich grüßend. Nicht alle, aber sehr viele, waren mit ihren Hunden unterwegs.


Während mein Lebensgefährte und ich von der einmaligen Farbenvielfalt fasziniert waren, übte meine kleine Hündin, Susi, die zur Zeit läufig ist, eine anziehende Faszination auf andere, vor allem große Hunde aus. Manch ein Hundebesitzer wunderte sich, weshalb sein Hund nicht gehorchte und stattdessen auf meinen Zwerg Susi losrannte. Da half auch verzweifeltes Rufen des Herrchen oder Frauchen nichts. Susi, die frei herum lief, zog sie wie ein Magnet an und war teilweise von mehreren Hunden gleichzeitig umringt. Ich glaube, sie wusste gar nicht so genau wie sie sich verhalten sollte. Einerseits kehrte sie jedem Hund stolz ihr Hinterteil zu, so nach dem Motto „Hier ist was du suchst“. Andererseits schien ihr das aber nicht so hundert prozentig zu gefallen. Einmal sogar erwies sie sich als richtiges Biest. Ein schöner weißer Golden Retriever hatte einen Narren an ihr gefunden. Und was tat der kleine Zwerg Susi? Ja, sie versuchte den Hund, der den Kopf gebeugt hatte, um an ihr zu schnuppern, kurzerhand in die Schnauze zu beißen! Nur gut, dass der große Hund seinen Kopf schnell eingezogen hatte und sich auf der Stelle von Susi abkehrte.

Zum Glück wiederholten sich solche Zwischenfälle nicht mehr und wir konnten unbekümmert unseren Rückweg antreten. Um den engen matschigen Trampelpfad zu vermeiden, liefen wir durch ein kleines Waldstück an dessen Rande von der Sonne beschienen ein abgeerntetes Kornfeld lag. Das war wieder ein atemberaubendes Spiel von Schatten und Licht. Während wir in dem kleinen Waldstück vor einem tiefgrünem Hintergrund standen, glänzten vor uns die kurzen Halme des Korns golden in der Sonne und mit bloßem Auge kaum erkennbar tummelten sich etliche Fasane in dem Stoppelfeld. Ein paar Meter weiter bot sich ein weiteres Schauspiel der Natur: Im Glanz der Sonne konnte man oben am Hang den alten Wasserturm, der südwestlich von Doneghadee ist, sehen. Das war wieder eine Kulisse, die jeden Maler neidisch machen müsste. Der runde natursteinfarbene Wasserturm ragte in den kräftig blauen Himmel. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen. Dafür sah man aber den Mond, der, durch die Sonne von der anderen Seite aus beschienen, am Firmament silbern glänzte. Davor lag, den ganzen Hang bedeckend, ein dunkelbrauner frisch gepflügter Acker.


Für mich stand nach diesem Ausflug fest: Das sind Momente im Leben, die so schnell nicht wiederkehren und die man an Ort und Stelle genießen muss.

4 comments:

  1. Superschöne Bilder und ein (einmal mehr) toller Bericht über einen Tagesausflug. Ich dachte bisher, Carmen könne gut schreiben, aber die Fotos zeigen, dass sie auch in dieser Hinsicht das richtige "feeling" für den Augenblick hat.

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  2. Ja, die Bilder sind wirklich gut. Eine wunderbare romatische geheimnisvolle Gegend.Wie immer spannend erzählt - wenn du so weiter machst laufe ich nach Irland mit meinem Zoo

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  3. Eine unbeschreiblich schöne Landschaft.

    -`'✿´-..-`.✿´-
    ,,,√/,,❀,.,√/,,

    LG Scully

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  4. Toller Bericht, schöne Bilder. Da möchte man am liebsten die Koffer packen und hindüsen :D

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